Torsten Renz: Keine Erkenntnisse über den Unterrichtsausfall in Mathe und Physik – Ministerium setzt auf Lücke
Schon seit Jahren beklagen Hochschulen, Berufsschulen und nicht zuletzt Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wachsende Defizite im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen (MINT) Kenntnisse von Schülerinnen und Schülern, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Die Größe dieses Defizits ist allerdings nicht bekannt, zurückzuführen ist es möglicherweise auf Unterrichtsausfall bzw. nicht fachbezogene Vertretung. Das Bildungsministerium selbst führt nicht einmal Erhebungen zum Unterrichtsaufall in den MINT-Fächern durch, wie es auf eine Kleine Anfrage (8/1409) kürzlich einräumte. Es werde zwar erhoben, wie viel Unterricht ausfällr, dies aber erst nach dem Halbjahres- und dann nach dem Schuljahresende und dann nicht nach Fächern differenziert. Hierzu erklärt der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Torsten Renz:
„Wenn man ein Problem gar nicht kennt oder erkennt, dann kann man es natürlich auch nicht beheben. Dass der Unterrichtsausfall nicht nach Fächern differenziert erhoben wird, mag ein bundesweit zu beachtendes Phänomen sein, eine zufriedenstellende Antwort ist das allerdings nicht. Und eine Lösung des Problems ist erst recht nicht.
Es ist durchaus denkbar, dass es bis vor einigen Jahren genügte, lediglich das gesamte Unterrichtsfehl auszuweisen – wobei auch fachfremder Vertretungsunterricht und Stillarbeit als erteilter Unterricht gelten. In den letzten Monaten häufen sich aber die Aussagen besorgter Eltern, nach deren Gefühl insbesondere in den MINT-Fächern der Unterrichtsausfall zunimmt. Gerade angesichts der Tatsache, dass in den letzten Jahren pandemiebedingt wenig Präsenzunterricht stattfand, es nach wie vor keine Lernstandserhebungen gibt und Mecklenburg-Vorpommern als einziges Bundesland nicht an der IQB-Studie teilnahm, wir also derzeit bildungspolitisch im Blindflug unterwegs sind, sollte das Bildungsministerium zumindest daran arbeiten, das bestehende Problem statistisch einzugrenzen.
Gefühlte Lage oder erschreckende Realität: wir müssen langsam anfangen, das Problem in den MINT-Fächern in seiner Gesamtheit zu betrachten. Fallen MINT-Fächer aus? Wie viele Unterrichtsstunden fallen aus? Welche Klassenstufe in welcher Schulart ist besonders betroffen? Online-Nachhilfekurse zum Abitur können nicht unser alleiniges Konzept gegen von Jahr zu Jahr sinkende Matheabiturnoten sein. Wir sind uns nach Corona einig, dass Präsenzunterricht, durchgeführt von einer Lehrerin oder einem Lehrer und das möglichst frühe Schließen von Bildungslücken der beste, schnellste und effektivste Weg ist, um die Schülerinnen und Schüler erfolgreich zum Schulabschluss zu führen. Dazu muss aber bekannt sein, ob in Mecklenburg-Vorpommern derzeit überhaupt genügend MINT-Unterricht stattfindet.
Am Anfang aber steht die Erkenntnis über die Größe des Problems. Und zwar so aktuell wie möglich. Nach diesem ersten, zwingenden Schritt der Erhebung würde man dann über geeignete Strategien sprechen müssen, wie mit dem Problem umzugehen ist und wie ein MINT-Konzept für Mecklenburg-Vorpommern auszusehen hätte. Ich erwarte vom Bildungsministerium daher, dass es einen Vorschlag unterbreitet, wie im Zeitalter der Digitalisierung der Unterrichtsausfall künftig ohne großen Mehraufwand und mindestens in den MINT-Fächern erfasst werden kann.“