Anlässlich der Berichte über einen stark gestiegenen Anteil sehr guter Abiturnoten in den Corona-Jahren 2021 und 2022, erklärt der Bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Torsten Renz:
 
„Die Inflation der Einser-Abiture in den letzten beiden Jahren ist nachvollziehbar, mit der Absenkung der Anforderungen an die Abiturprüfungen sollten pandemiebedingte Einschränkungen des Präsenzunterrichts berücksichtigt werden. Insofern müsste es sich um ein vorübergehendes Phänomen handeln.
 
Das eigentliche Problem liegt jedoch wesentlich tiefer. Schon vor der Corona-Pandemie wurde beispielsweise durch die Kultusministerkonferenz die Notenverordnung für die schriftlichen Abiturprüfungen geändert, so dass für die jeweilige Note eine geringere Leistung genügt als zuvor. So ist es nicht verwunderlich, dass der Notendurchschnitt in den meisten Bundesländern schon vor Corona signifikant gestiegen war, im bundesweiten Durchschnitt seit 2006 um eine Zehntelnote. Besonders auffällig ist die Zunahme der Abiturnote 1,0. Hier war zwischen 2007 und 2017 ein Anstieg von fast 70 Prozent zu verzeichnen, der sich nun weiter beschleunigt hat.
 
Eine Aufweichung der Anforderungen an die Abschlussprüfungen, aber auch in den Lehrplänen über die Schullaufbahn hinweg, führt jedoch nicht zu einer besseren Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf Ausbildung, Studium und das Leben. Das Gegenteil ist der Fall. Sowohl die Studierfähigkeit von Abiturientinnen und Abiturienten als auch die Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler hat nach übereinstimmenden Stimmen aus Hochschulen und Wirtschaft in den letzten beiden Jahrzehnten stark gelitten. Wenn Schulnoten nur noch eine ‚Scheinkompetenz‘ vorgaukeln, ist niemandem gedient.
 
Die Schülerinnen und Schüler tragen für diese Entwicklung die geringste Verantwortung. Es ist die Schulpolitik, die in vielen Bundesländern dem alarmierenden Qualitätsverlust aller Schulabschlüsse den Weg bereitet hat. Geringere Anforderungen sorgen zwar für bessere Noten, aber auch zu einem Absinken des Leistungsniveaus an deutschen Schulen.“